Nora Gomringer: Gottesanbieterin (Hotlistblog)

Neben feministischen Themen werden auch Verlusterfahrungen in Gottesanbieterin bearbeitet, besonders berührend in den fünf unter dem Titel „Das Buch Tim“ versammelten Texten. Vergessen und Erinnern haben die Zähne eines Haifischs, heißt es, ein ständig nachwachsendes Revolvergebiss: Ausgefallene Zähne werden ersetzt und dahinter wachsen bereits die nächsten nach. Nachrichten können an den Verstorbenen noch geschickt, aber von diesem nicht mehr empfangen werden. Was bleibt: eine geräumte Wohnung („besenrein und Blutes leer“), der Name an der Klingel, der als letztes abgelöst wird, eine von der Lücke aufgerissene Rat-, aber auch Rastlosigkeit: „wie nach allem fragen, weil alles längst erklärt, einmal schon nicht verstanden wurde.“ Eindringlich schildern die Texte, dass der Tod eines nahen Menschen auch mit Sprachverlust („Gibt im Grab eine Zwischenzeile“) verbunden ist, weil der eigens für das Gegenüber entwickelte Code auf einmal ins Leere läuft.

Link zum vollständigen Beitrag: https://derhotlistblog.net/2020/11/10/hotlist-2020-nora-gomringer-gottesanbieterin-voland-quist/

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